Knock-Out – dem Profi ganz nah

Der Kauf eines Hebelproduktes mit Knock-Out bietet sich an, wenn …

… Sie kurzfristig spekulieren möchten, in kurzer Zeit mit einem geringen Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielen wollen, risikobereit sind und die Möglichkeit haben, die Finanzmärkte auch tagsüber im Auge zu behalten.

Mit Hebelprodukten mit Knock-Out können Sie schon mit einem relativ geringen Kapitaleinsatz hohe Gewinne einfahren. Hebelprodukte mit Knock-Out gibt es sowohl für steigende wie auch fallende Märkte. Da sie mit mindestens einer Knock-Out-Schwelle ausgestattet sind, ist ihr Einsatz aber nur für sehr risikobereite und erfahrene Anleger zu empfehlen.

Am Markt gibt es eine Vielzahl an Hebelprodukten mit Knock-Out. So unterschiedlich sie teilweise auch sind, ihnen liegt ein Gedanke zugrunde: die Gewinnerzielung durch eine hohe Hebelwirkung. Hebelprodukte mit Knock-Out ermöglichen dem Privatanleger, ähnlich wie der Profi am Futuremarkt zu operieren. Dieser konnte schon immer mit hohem Hebel und ohne bzw. nur geringem Einfluss der Volatilität auf die Bewegungen am Markt spekulieren. Dafür musste er eine Sicherheitsleistung hinterlegen, eine sogenannte Margin. Bei Hebelprodukten mit Knock-Out übernimmt die Knock-Out-Schwelle die Funktion der Sicherheitsleistung. Wenn ein bestimmtes Kursniveau unter- oder überschritten wird, können Hebelprodukte hinfällig werden. Der Markt für Hebelprodukte mit Knock-Out ist weniger standardisiert als der Markt für klassische Optionsscheine. Das spiegelt sich auch in der Namensgebung wider, die von Emittent zu Emittent sehr unterschiedlich sein kann. So gibt es Turbo-Optionsscheine, Turbo-Zertifikate, Bull- und Bear-Zertifikate, Long- und Short-Zertifikate oder Mini-Future-Zertifikate.

Einige Knock-Outs enthalten eine Stop-Loss-Schwelle oberhalb des Basispreises. Bei diesen Hebelprodukten wird ein festgelegter Restwert bei Erreichen des Stop-Loss-Wertes zurückgezahlt.

Details
Knock-Out-Produkte zählen wie Optionsscheine zu den Hebelprodukten. Häufig werden die Produkte einfach kurz als „Knock-Outs“ oder auch „Turbos“ bezeichnet. Knock-Outs wurden erstmals im Jahr 2001 emittiert und sind innerhalb kürzester Zeit so populär geworden, dass die Umsätze in diesen Produkten inzwischen die Umsätze in Optionsscheinen übertreffen. Je nach Produkttyp profitieren Hebelprodukte von steigenden oder fallenden Kursen. Knock-Out-Produkte weisen dabei gegenüber Optionsscheinen einige Besonderheiten auf:
  • Knock-Out-Produkte können vorzeitig verfallen, wenn der Kurs des Basiswertes eine bestimmte Schwelle unterschreitet (bei Knock-Out Calls) oder überschreitet (bei Knock-Out Puts). Je nach Ausgestaltung des Produktes verfallen sie dann wertlos oder es wird ein bestimmter Restwert zurückgezahlt.
  • Knock-Out-Produkte sind von Veränderungen der impliziten Volatilität nur wenig oder gar nicht betroffen. Die Preisbildung ist für den Anleger daher leichter nachvollziehbar als bei Optionsscheinen.
  • Knock-Out-Produkte weisen einen geringeren oder gar keinen Zeitwert auf und besitzen eine höhere Hebelwirkung als vergleichbar ausgestattete Optionsscheine.
  • Durch die Möglichkeit des „Knock-Outs“ und die höhere Hebelwirkung sind Knock-Out-Produkte riskanter als vergleichbare Optionsscheine. Knock-Out-Produkte reagieren überproportional auf Kursbewegungen eines festgelegten Basiswertes. Als Basiswerte dienen vor allem Aktien, Indizes, Währungen und Rohstoffe. Die Hebelwirkung ermöglicht es, schon mit geringem Kapitaleinsatz hohe prozentuale Gewinne zu erzielen. Allerdings wirkt die Hebelwirkung auch in die entgegengesetzte Richtung. Liegen Sie mit Ihrer Markterwartung falsch, kann es schnell zu hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen.
Der Einsatz von Knock-Out-Produkten mit hohen Hebelwirkungen als Spekulationsinstrument empfiehlt sich nur für sehr risikobereite Anleger. Aufgrund ihrer besonderen Produkteigenschaften lassen sich Knock-Out-Produkte jedoch auch für andere Zwecke einsetzen und können daher auch für weniger risikobereite, ertragsorientierte Investoren interessant sein: Produkte, die bei fallenden Kursen an Wert gewinnen, lassen sich etwa zur Absicherung von Wertpapierdepots gegen Kursverluste einsetzen. Daneben kann durch den Einsatz von Knock-Out-Produkten auch investiertes Kapital freigesetzt werden, welches dann anderweitig eingesetzt werden kann (Cash Extraction). Mehr darüber lesen Sie im Kapitel „Einsatzmöglichkeiten von Knock-Out-Produkten“.

Optionsscheine oder Knock-Out-Produkte?
Die meisten Anleger kommen nur mit zwei Formen von Hebelprodukten in Berührung: Optionsscheine und Knock-Out-Produkte.
  • Optionsscheine haben seit langem ihren festen Platz in der deutschen Wertpapierlandschaft. Der Kurs von Optionsscheinen wird in erster Linie durch die Kursbewegungen des Basiswertes beeinflusst. Daneben besitzen aber noch weitere Faktoren einen Einfluss auf den Kurs eines Optionsscheins, insbesondere die Schwankungsstärke (Volatilität) des Basiswertes. Die Preisbildung von Optionsscheinen ist für den Anleger daher nur nachvollziehbar, wenn er den Einfluss der Volatilität verstanden hat.
  • Knock-Out-Produkte sind erst in den letzten Jahren entstanden, jedoch innerhalb kürzester Zeit sehr populär geworden. Im Gegensatz zu Optionsscheinen spielt der Einfluss der Volatilität keine große oder gar keine Rolle. Die Preisbildung ist für den Anleger leichter nachvollziehbar.
Die Hebelwirkung eines Knock-Out-Produktes ist meist sogar noch etwas höher als die eines vergleichbaren Optionsscheins. Allerdings birgt der Handel mit Knock-Out-Produkten auch ein zusätzliches Risiko: Unterschreitet oder überschreitet der Basiswert ein bestimmtes Kursniveau, so wird das Knock-Out-Papier sofort fällig: Bei Eintritt dieses „Knock-Out-Events“ wird das Produkt sofort wertlos oder es wird ein Restwert an den Anleger ausbezahlt.

Sowohl bei den Optionsscheinen wie auch bei den Knock-Out-Produkten existieren jeweils Produkttypen, die von steigenden oder von fallenden Kursen profitieren:
  • Calls gewinnen bei steigenden Kursen des Basiswertes an Wert. Der entsprechende Produkttyp bei den Knock-Out-Produkten wird häufig als „Knock-Out-Call“, „Turbo-Call“ oder „Bull“ bezeichnet.
  • Puts profitieren von fallenden Kursen des Basiswertes. Bei den Knock-Out-Produkten heißt dieser Produkttyp entsprechend „Knock-Out-Put“, „Turbo-Put“ oder auch „Bear“.
Unterschiedliche Typen von Knock-Out-Produkten
Generell lassen sich zwei verschiedene Arten von Knock-Out-Produkten unterscheiden:
  • Knock-Out-Produkte ohne Stop-Loss-Schwelle: Bei diesen Produkten sind – wie in unserem oben genannten Beispiel - Basispreis und Knock-Out-Schwelle identisch.
  • Knock-Out-Produkte mit Stop-Loss-Schwelle: Bei diesem Produkt liegt die Knock-Out-Schwelle über (Calls) bzw. unter (Puts) dem Basispreis. Bei Unterschreiten bzw. Überschreiten dieser Schwelle wird das Produkt zwar ebenfalls vorzeitig fällig, Sie erhalten jedoch im Regelfall einen Restwert ausbezahlt. Da die Knock-Out-Schwelle bei diesem Produkt wie eine Stop-Order wirkt, wird die Schwelle meist als „Stop-Loss-Schwelle“ bezeichnet.
Wie groß der Restwert ist, hängt davon ab, zu welchem Kurs der Emittent seine Absicherungsposition auflösen kann. Die meisten Emittenten stellen die Hedge-Position über einen Zeitraum von ca. zwei bis drei Stunden glatt. Anschließend wird der Restwert ermittelt, der an den Anleger ausgezahlt wird.
 
Open end Knock-Outs
Die meisten Knock-Out-Produkte besitzen zum Emissionszeitpunkt eine Restlaufzeit von wenigen Wochen bis mehreren Monaten. Einige Knock-Out-Produkte sind jedoch mit endloser Laufzeit ausgestattet. Diese Produkte besitzen kein Aufgeld, ihr Preis entspricht folglich immer dem inneren Wert.
 
Da anfallende Zinskosten für den Hedge des Emittenten bzw. Zinserträge aus einer Absicherungsposition natürlich auch bei endlos laufenden Produkten anfallen, wird der Basispreis (Finanzierungslevel) und die Stop-Loss-Schwelle in regelmäßigen Abständen angepasst, so dass sich der innere Wert des Produktes in kleinen Schritten verändert. Bei längerer Haltedauer kann dadurch der innere Wert des Papiers abnehmen, wenn der Kurs des Basiswertes seitwärts tendiert.

Wichtige Kennzahlen
Um strukturierte Produkte besser beurteilen zu können, liefert Ihnen unsere Website zu den meisten Produkttypen eine Reihe von Bewertungskennzahlen. Diese werden angezeigt, sobald Sie ein einzelnes Produkt in der Detailansicht aufrufen. Um ein Knock-Out-Produkt zu beurteilen, helfen Ihnen die nachfolgenden Kennzahlen, deren Bedeutung wir Ihnen kurz erläutern möchten.

Aufgeld
Wie bei Optionsscheinen sichert sich der Emittent auch beim Verkauf von Knock-Out-Papieren durch Kauf oder Verkauf des Basiswertes ab, um nicht gegen den Anleger spekulieren zu müssen. Aufgrund der Hebelwirkung muss der Emittent zur Absicherung verkaufter Knock-Out-Calls deutlich mehr Kapital investieren als der Anleger. Die Zinskosten für dieses Kapital stellt der Emittent dem Anleger über das Aufgeld in Rechnung. Das Aufgeld wird in Prozent angegeben. Mit der Kennzahl „Aufgeld in % p.a.“ werden auch Produkte mit unterschiedlicher Laufzeit vergleichbar.

Beim Verkauf von Knock-Out-Puts an den Anleger muss der Emittent Basiswerte verkaufen, um sich abzusichern. Hierfür erhält er Kapital, welches er zinsbringend anlegen kann. Daher notieren Knock-Out-Puts nicht selten mit einem negativen Aufgeld (Abgeld). Das Papier kostet in diesem Fall weniger als der innere Wert.

Hebel
Der Hebel gibt an, wie stark das Knock-Out-Produkt die Kursbewegungen des Basiswertes nachvollzieht. Die Hebelwirkung von Knock-Out-Produkten lässt sich wie folgt berechnen:
(Aktienkurs * BV) / Kurs KO
= (75,00 Euro * 0,1) / 0,57 Euro
= 13,2

Der Knock-Out-Call aus unserem Beispiel würde also um etwa 13% steigen, wenn der Kurs der Siemens-Aktie um 1% zulegt. Zu beachten ist, dass es sich bei allen Kennzahlen um Momentaufnahmen handelt und dass die Hebelwirkung in beide Richtungen wirkt. Bei Kursrückgängen der Aktie können sehr schnell hohe Verluste entstehen. Berührt oder unterschreitet der Aktienkurs die Marke von 70,00 Euro so erleidet der Anleger einen Totalverlust, sofern er das Papier nicht rechtzeitig vor dem Knock-Out-Ereignis verkauft hat.

Je größer die Hebelwirkung eines Knock-Out-Produktes, umso chancenreicher und riskanter ist das Papier. Anleger sollten beim Kauf eines Knock-Outs unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zur Knock-Out-Schwelle achten.

Abstand zum Knock-Out
Diese Kennzahl gibt an, wie stark die Aktie fallen (bei Calls) bzw. steigen (bei Puts) müsste, um die Knock-Out-Schwelle zu verletzen. Je geringer der Abstand zur Knock-Out-Schwelle, umso riskanter ist das Produkt.

Einsatzmöglichkeiten von Knock-Out-Produkten
Da Knock-Out-Produkte die absolute Wertentwicklung des Basiswertes nahezu eins zu eins nachvollziehen, eignen sie sich neben der Spekulation auf steigende oder fallende Kurse auch noch für andere Zwecke.

Cash-Extraction
Nehmen wir an, Sie besitzen 100 Aktien der Siemens AG, aktueller Kurs 75,00 Euro. Der Gesamtwert der Position beträgt also 7.500,00 Euro. Sie möchten nun zusätzlich kurzfristig in eine weitere interessante Aktie investieren. Leider haben Sie gerade kein freies Kapital zur Verfügung. Sie möchten sich aber auch nicht von Ihren Siemens-Aktien trennen, da Sie die Aktie für aussichtsreich halten.

Mit Knock-Outs können Sie weiterhin an Kursbewegungen eines Basiswertes partizipieren und gleichzeitig Kapital für andere Zwecke freisetzen. Bei einem Bezugsverhältnis von 0,1 beziehen sich zehn Knock-Out-Calls auf eine Aktie. Um 100 Aktien zu ersetzen, benötigen Sie also 1.000 Knock-Outs. Sie verkaufen die Siemens-Aktien und erwerben stattdessen 1.000 Knock-Out-Calls mit einem Basispreis und einer Knock-Out-Schwelle bei 65,00 Euro zu einem Kurs von 1,07 Euro. Hierfür benötigen Sie 1.070,00 Euro. Ihnen bleiben also 6.430,00 Euro, um in die zweite Aktie zu investieren. Steigt die Siemens-Aktie nun von 75,00 auf 85,00 Euro, so hätten Sie mit 100 Siemens-Aktien einen Gewinn von 100 x 10,00 Euro erzielt, also 1.000,00 Euro. Der Kurs des Knock-Out-Calls würde in diesem Szenario auf etwa 2,07 Euro steigen (je nach Haltedauer einige Cents weniger, da sich das Aufgeld langsam abbaut). Mit 1.000 Papieren würden Sie in diesem Szenario also ebenfalls einen Gewinn von 1.000,00 Euro erzielen, obwohl Ihnen die restlichen 6.430,00 Euro für weitere Investments zur Verfügung standen.

Bei der Anwendung der Cash-Extraction sollten Sie jedoch folgende Dinge beachten:
  • Das Knock-Out-Produkt kann vorzeitig ausgeknockt werden. Tritt dies ein, so ist das Kapital verloren, welches Sie in die Knock-Outs investiert haben. Sie partizipieren dann nicht mehr an Kursbewegungen der Aktie.
  • Die Laufzeit der meisten Knock-Out-Produkte ist begrenzt. Wenn das Laufzeitende erreicht ist, partizipieren Sie nicht mehr an Kursbewegungen der Aktie.
  • Durch den allmählichen Abbau des Aufgeldes entstehen Ihnen Finanzierungskosten, die umso höher sind, je länger Sie eine Aktienposition durch Knock-Outs ersetzen. Bei Knock-Outs ohne Laufzeitbegrenzung kann sich aufgrund der Finanzierungskosten der innere Wert des Produktes verringern. Ihre Gesamtposition ähnelt einer kreditfinanzierten Spekulation, die nicht für jeden Anlegertyp geeignet erscheint.
Hedging
Mit Knock-Out-Puts können Sie eine Position in einem Basiswert gegen fallende Kurse absichern. Über einen längeren Zeitraum hinweg macht dies in der Regel keinen Sinn, da sich dann die Kursbewegungen von Basiswert und Knock-Out-Produkt gegenseitig neutralisieren und Ihnen nur Finanzierungskosten entstehen.

In der folgenden Situation könnte aber ein Hedging für einige Wochen sinnvoll sein: Stellen Sie sich vor, Sie haben vor 10 Monaten 100 Siemens-Aktien zu einem Preis von 50,00 Euro erworben. Aktuell notiert die Aktie bei 75,00 Euro. Sie liegen also 2.500,00 Euro im Plus und möchten die Aktie gerne noch zwei weitere Monate halten. Gleichzeitig befürchten Sie aber, dass der Aktienkurs in den kommenden Wochen aufgrund schlechter Unternehmensnachrichten fallen könnte.

Sie kaufen nun zur Absicherung 1.000 Knock-Out-Puts mit einem Bezugsverhältnis von 0,1 sowie einem Basispreis und einer Knock-Out-Schwelle bei 85,00 Euro. Der aktuelle Kurs des Knock-Outs liegt bei 1,02 Euro. Sie benötigen für den Kauf 1.020,00 Euro. Fällt die Aktie in den nächsten zwei Monaten z.B. auf 70,00 Euro, so würde sich Ihr Buchgewinn in der Aktienposition um 500,00 Euro verringern. Gleichzeitig würde der Wert des Knock-Out-Puts aber auf etwa 1,52 Euro steigen und den Verlust damit im Idealfall vollständig ausgleichen.

Funktionsweise an einem Beispiel
Die Funktionsweise eines Knock-Out-Produktes lässt sich am besten anhand eines Beispiels erklären. Betrachten wir folgenden Knock-Out-Call:
Knock-Out
Basiswert:
Siemens AG
Aktienkurs:
75,00 Euro
Basispreis:
70,00 Euro
Knock-Out-Schwelle:
70,00 Euro
Bezugsverhältnis:
0,1
Restlaufzeit:
5 Monate
Kurs des Produktes: 0,57 Euro

Da die Knock-Out-Schwelle nicht allzu weit vom aktuellen Kurs der Aktie entfernt liegt, handelt es sich hierbei um ein sehr spekulatives Produkt mit hoher Hebelwirkung. Entscheidend für die Wertentwicklung des Papiers und für die Rückzahlung am Laufzeitende ist der innere Wert des Produktes. Der innere Wert bildet die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Basispreis, bereinigt um das Bezugsverhältnis. Der innere Wert dieses Knock-Out-Calls berechnet sich genauso wie bei Optionsscheinen:
(Kurs Basiswert – Basispreis) x Bezugsverhältnis
= (75,00 Euro – 70,00 Euro) x 0,1
= 0,50 Euro.

Als Anleger erhalten Sie am Laufzeitende die Differenz zwischen Aktienkurs und Basispreis ausbezahlt. Würde die Aktie bei Fälligkeit z.B. bei 80,00 Euro notieren, so läge der innere Wert und damit der Rückzahlungsbetrag bei 1,00 Euro.
Das große Risiko eines Knock-Out-Produktes besteht in der Knock-Out-Schwelle. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Basiswertes die Knock-Out-Schwelle, so verfällt das Produkt vorzeitig. In unserem Beispiel wäre das der Fall, wenn der Aktienkurs der Siemens AG die Knock-Out-Schwelle von 70,00 Euro berührt oder unterschreitet. Faktisch ist das Produkt dann wertlos. Die meisten Emittenten kaufen das Produkt aber trotzdem für 0,1 Cent zurück, damit Sie den Verlust steuerlich ggf. mit Spekulationsgewinnen verrechnen können.

Die Differenz des inneren Wertes zum aktuellen Kurs des Produktes (0,07 Euro) bildet das Aufgeld. Dieses Aufgeld baut sich zum Laufzeitende hin allmählich ab und beträgt bei Fälligkeit null. Warum aber gibt es dieses Aufgeld überhaupt?
Wenn Sie ein Anlage- oder Hebelprodukt erwerben, spekuliert der Emittent nicht gegen Sie. Er muss also nicht hoffen, dass Sie als Anleger einen Verlust erleiden und später das Produkt zu einem niedrigeren Kurs wieder verkaufen müssen. Vielmehr sichert sich der Emittent im Hintergrund über den Basiswert ab. Dieser Vorgang wird als „Hedging“ bezeichnet. Sobald Sie den Knock-Out-Call aus unserem Beispiel kaufen, erwirbt der Emittent so viele Aktien der Siemens AG, dass er mit den Aktien im Idealfall denselben absoluten Gewinn oder Verlust erzielt wie Sie. Damit spielt es für ihn keine Rolle, wie sich die Aktie künftig entwickelt.

Zum Kauf der Aktien ist allerdings ein viel größerer Geldbetrag erforderlich als zum Kauf der Knock-Out-Calls. Für das Kapital, das hierfür eingesetzt werden muss, stellt Ihnen der Emittent Zinskosten in Rechnung. Diese Zinskosten bilden das Aufgeld. Sie können daher den Kauf eines Knock-Out-Calls auch mit einem teilweise kreditfinanzierten Kauf der Aktie vergleichen. Sie bringen dabei nur einen Teil des Geldes auf - nämlich den Kaufpreis für die Knock-Outs.

Bei Knock-Out-Puts muss der Emittent den Basiswert verkaufen, um sich abzusichern. Das freiwerdende Kapital kann der Emittent kurzzeitig zinsbringend anlegen. Daher kann es bei Knock-Out-Puts vorkommen, dass das Produkt sogar leicht unter dem inneren Wert notiert.

Risiko
Jede Geldanlage in Wertpapieren ist mit Risiken behaftet. Für Knock-Out-Produkte gelten insbesondere folgende spezielle Risiken:
  • Hebelwirkung: Durch die Hebelwirkung von Knock-Out-Produkten können in kurzer Zeit hohe Verluste bis hin zum Totalverlust entstehen.
  • Knock-Out-Schwelle: Durch Eintritt eines Knock-Out-Ereignisses kann das Produkt bereits vor Ablauf der Laufzeit wertlos verfallen.
  • Begrenzte Laufzeit: Die Laufzeit eines Knock-Out-Produktes ist meistens befristet. Die Rechte, die Sie mit einem Knock-Out-Produkt erwerben, können während der Laufzeit an Wert verlieren oder verfallen. Je kürzer die Restlaufzeit eines Knock-Out-Produktes ist, desto größer kann das Risiko eines Wertverlustes sein, da die verbleibende Spekulationszeit gering ist.
  • Weitere Preiseinflussfaktoren: Veränderungen der impliziten Volatilität beeinflussen den Wert vieler Knock-Out-Produkte, wenn auch in geringerem Umfang als bei Optionsscheinen. Zusätzlich wird der Wert durch Veränderungen des Zinsniveaus, durch eine Änderung erwarteter Dividendenzahlungen für den Basiswert sowie durch die Abnahme der Restlaufzeit beeinflusst.
  • Basiswerte in Fremdwährung: Notiert der Basiswert in einer anderen Währung als dem Euro, trägt der Anleger zusätzlich ein Währungsrisiko, da sich der innere Wert des Produktes in der Fremdwährung berechnet.
  • Bei nahezu allen strukturierten Produkten handelt es sich rechtlich um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Bei Zahlungsschwierigkeiten oder Insolvenz des Emittenten ist das investierte Kapital nicht geschützt. Der Anleger trägt daher ein Bonitätsrisiko.

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